Dass Leute andere beleidigen oder verbal angreifen, ist keine Seltenheit. In den letzten Jahren hat sich diese Art der Belästigung aber immer mehr auf den digitalen Raum verlagert. Das Phänomen trägt deshalb auch den Namen Cyber-Mobbing. Aber was genau ist das eigentlich? Wer sind die Täter beim Cyber-Mobbing und welche Formen der Angriffe gibt es mittlerweile?
Das Mobbing im Internet
Unter dem Begriff Cyber-Mobbing versteht man vereinfacht ausgedrückt jegliche Formen von Beleidigungen, Bedrohungen und Belästigungen, die gezielt gegen eine Person oder eine bestimmte Personengruppe gerichtet sind.
Oft wird diese Art des digitalen Angriffs Jugendlichen zugeschrieben. Tatsächlich ist aber das Cyber-Bullying, wie diese Mobbing-Form auch genannt wird, auch bei älteren Leuten sehr verbreitet. Es gibt Erwachsene, die ihre Kollegen auf Social Media schikanieren oder bloßstellen, weil sie ihnen das Leben schwer machen wollen. Manche Menschen richten ihre digitalen Attacken wiederum gegen Personen der Öffentlichkeit wie beispielsweise Politiker, Sportler oder Prominente.
Warum ist das Cyber Mobbing so verbreitet?
Dass Menschen sich das Internet als Ort ihrer Mobbing-Angriffe aussuchen, hat mit unterschiedlichen Faktoren zu tun. Einer der Hauptgründe ist die Anonymität der Mobbing-Mobbing-Täter. Im Netz ist es leicht, seinen wirklichen Namen zu verbergen. Die Mobbing-Täter können sich bei Social Media Plattformen künstliche Namen ausdenken oder ihre Nutzer-Kennung ganz verbergen, sodass die Betroffenen keine direkten Möglichkeiten haben, den Ursprung der Attacken ausfindig zu machen.
Zum anderen ist der einfache Zugriff ein Kriterium, das die Mobbing-Täter zum Cyber-Bullying oder zum Cyber-Stalking verführt. Immerhin hat ein Großteil der Bevölkerung mindestens ein Gerät, um im Netz zu surfen. Selbst Kinder besitzen heutzutage bereits eigene Handys, Laptops oder Tablets. Soziale Netzwerke wie Facebook, Whatsapp oder Twitter haben Millionen von Nutzern, die die Portale jeden Tag nutzen. Außerdem helfen Suchmaschinen dabei, dass sich gewünschte Informationen wie Namen, Bilder oder Adressen in kürzester Zeit aufspüren lassen. Diese Bequemlichkeit macht es den Mobbing-Tätern sehr einfach, ihre Angriffe umzusetzen.
Es gibt aber noch einen dritten Faktor, der das Cyber Mobbing vereinfacht. Mobbing-Täter brauchen ihre Zielpersonen nämlich nicht direkt ansehen oder von Angesicht zu Angesicht konfrontieren. Sie haben die Sicherheit ihres eigenen Bildschirms und können sich dahinter verstecken. Darum fällt es Nutzern auch leichter, einen beleidigenden Kommentar im Netz zu schreiben, statt ihn einer anderen Person direkt ins Gesicht zu sagen.
Welche Formen von Cyber Mobbing gibt es?
Das Mobbing im Internet hat viele Gesichter. Unter anderem versteht man unter digitalen Stalking-Angriffen:
Cyber-Stalking: Wie beim Stalking in der analogen Welt verfolgen die Mobbing-Täter ihre Ziele im Netz. Sie kommentieren Posts, liken sie und wollen jede noch so kleine Information mitbekommen. Teilweise geht das sogar so weit, dass die Mobbing-Täter die Betroffenen bedrängen, wenn sie mal etwas nicht posten oder auf einen Kommentar nicht entsprechend reagieren.
Cyberthreats: Cyberthreats sind digitale Drohungen, die sich gegen die Betroffenen oder Personen in deren nächstem Umfeld richten. Die Mobbing-Täter drohen beispielsweise damit, einer Person oder seiner Familie Gewalt anzutun. In manchen Fällen wollen die Mobbing-Täter die Betroffenen auch erpressen und drohen mit der Veröffentlichung pikanter Daten, Bilder oder Videos, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden.
Exclusion: Bei der Exclusion handelt es sich um eine digitale Form von Gruppen-Mobbing. Mehrere Mobbing-Täter grenzen einzelne Personen gezielt auf Social Media Plattformen aus und reden über sie, als wären sie gar nicht existent. Direktnachrichten werden ignoriert oder die Nutzer werden direkt blockiert, damit sie nicht reagieren können.
Flaming: Das Flaming ist eine Form des Mobbings, die aus dem Gaming-Bereich kommt. Dabei beleidigen sich Spieler gegenseitig, weil ihre Mitspieler beispielsweise schlechter spielen oder weil die Mobbing-Täter sich für deutlich überlegen fühlen. In einigen Fällen suchen frustrierte Nutzer nach einer verlorenen Spielrunde die anderen Mitspieler auch im Netz, um das Flaming fortzusetzen.
Harassment: Beim Harassment handelt es sich um wiederholte Beleidigungen oder Schickane wie beispielsweise das pausenlose Anschreiben über Whatsapp oder das Anrufen mitten in der Nacht, ohne etwas zu den Angerufenen zu sagen. Das Harassment ist auch sehr eng mit dem Cyber-Stalking verbunden.
Happy Slapping: Happy Slapping ist eine Mischform zwischen digitalen Mobbing-Angriffen und realen Übergriffen. Es beginnt damit, dass die Mobbing-Täter peinliche oder entwürdigende Bilder oder Videos von ihren Opfern machen. Diese werden dann oft noch mit hämischen Kommentaren im Netz verbreitet.
Der Begriff des Happy Slapping ist entstanden, nachdem vermehrt Jugendliche Videos hochgeladen haben, in denen sie Gleichaltrige oder auch Jüngere ohne Rücksicht schlagen, treten, anspucken oder ähnliches.
Wie lässt sich gegen die digitalen Übergriffe vorgehen?
Auch wenn das Netz gewisse Freiheiten bietet, sind die Täter nicht so geschützt, wie sie es sich ausmalen. Es gibt für Experten immer Möglichkeiten, den Versender von Nachrichten, Kommentaren oder Videos aufzuspüren. Empfänger der Cyber-Angriffe sollten darum unbedingt in einem ersten Schritt mit einer Vertrauensperson reden. Jugendliche können sich an ihre Eltern oder ihre Lehrer wenden. Es empfiehlt sich, eine genaue Dokumentation durchzuführen, um die Übergriffe auch beweisen zu können. Versendete Bilder oder die Nachrichtenverläufe in Chats wie Whatsapp sollten darum unbedingt gespeichert werden.
Wenn ein Gespräch mit den Mobbing-Tätern im Beisein von Vertrauenspersonen nicht möglich ist oder wenn die Angriffe nicht aufhören, sollten die Opfer sich mit ihren Beweisen an die Polizei wenden. Immerhin ist eine Belästigung oder die wiederholte Androhung von Gewalt, selbst wenn sie im digitalen Raum stattfindet, eine Straftat und kann rechtliche Folgen nach sich ziehen. Wenn sich jemand nicht direkt seiner Familie oder seinen Freunden anvertrauen möchte, gibt es im Netz aber auch verschiedene Informationsportale, auf denen Opfer sich zum Cyber Mobbing beraten lassen können.
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