Von Angst zur Angststörung – Wenn ein normales Gefühl die Seele zerstört
Was ist Angst?
Das Gefühl von Panik hat fast jeder schon einmal in seinem Leben erlebt. Erwachsene wie auch Kinder kennen dieses Gefühl. Der Angstzustand gehört zu unseren Urinstinkten, welche tief in uns verankert sind und unserem Selbstschutz und manchmal auch zum Überleben dient. Genau diese Emotion verhilft uns dazu, potenzielle Gefahren zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Sie löst in uns Alarmreaktionen aus und mahnt uns zur Vorsicht und erhöhter Aufmerksamkeit. Mit begründeter Ängstlichkeit bringen wir die benötigte Energie auf, um unsere Kräfte zu mobilisieren und konsequent handeln zu können, Schutzmaßnahmen zu ergreifen oder sich bestimmten Herausforderungen zu stellen. Schon unsere Ahnen reagierten auf Bedrohungen mit Flucht oder Angriff. Die begleitenden Körperreaktionen der Furcht wie Muskeln anspannen, rascher Herzschlag und Hormonausschüttung halfen ihnen dabei. Was im ersten Moment bedrohlich wirkt ist eigentlich ein cleverer Mechanismus unseres Körpers. Der Körper, wie auch der Geist sind hochkonzentriert und voll leistungsbereit. Im modernen Leben stehen wir dauerhaft Situationen gegenüber, die Ängste in uns auslösen können: Sorgen um unsere Liebsten Menschen, Geld- oder Arbeitsplatzverluste, Krankheiten, Prüfungen, Gespräche mit Vorgesetzten und noch viele weitere. Manche Situationen werden als Gefahr erlebt, obwohl keine objektive Bedrohung von ihnen ausgeht, wie beispielsweise ein Zahnarztbesuch. Jeder Mensch hat ein anderes Angstempfinden. Das kann von einem flauen Gefühl bis hin zu heftigen Angstschüben mit deutlichen körperlichen Beschwerden reichen. Der eine steigt ruhig und gelassen in den Flieger und freut sich sogar, wenn die Maschine endlich abhebt, ein anderer übersteht die Reise nur mit Beruhigungstabletten oder vermeidet den Weg über den Wolken nach Möglichkeit direkt. Kinder und Jugendliche haben auch manchmal Ängste. Kleine Kinder zum Beispiel vor der Dunkelheit oder Monster, Jugendliche vor einem Referat oder soziale Ängste. Diese Ängste sind bei Kinder und Jugendliche weit verbreitet und gehören zur normalen Entwicklung dazu. „Normale Furcht“ kann allgemein durch Eigeninitiative und entsprechende Bewältigungsmethoden gelöst werden.
Angststörung – Wenn Ängste außer Kontrolle geraten und krankhaft werden
Es gibt unzählige Gründe, warum Angststörungen entstehen. Als Ursache können in der Vergangenheit liegende oder aktuell belastende Ereignisse, negative Erziehungsstile, soziale Belastungen als auch biologische und erbliche Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Weitere seelische oder körperliche Erkrankungen können ebenfalls das Auftreten einer Angststörung herbeiführen. Dazu zählen Herzkrankheiten, Erkrankungen der Atemwege, Schilddrüsenstörungen sowie Nervenerkrankungen im Gehirn. Es gibt allerdings auch Angststörungen ohne organische Ursachen, bei denen Betroffene über Symptome wie Herzrasen oder Atemnot klagen und von einer ernsten Erkrankung ausgehen. Bei Angststörungen sind die hervorgerufenen Angstgefühle sehr viel ausgeprägter und überschreiten ein normales Maß der Ängstlichkeit. Diese Menschen können trotz vorangegangener Tests nicht glauben, körperlich gesund zu sein. Angststörungen können darüber hinaus zu Depressionen führen. Dadurch werden viele Menschen in ihrem Alltag und ihrer einhergehenden Lebensqualität stark eingeschränkt. Das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sinkt ins Bodenlose. Etwa ein Viertel aller Menschen erlebt einmal im Leben eine solche seelische Erkrankung.
Symptome von Angststörungen
Die Symptome von krankhaften Ängsten äußern sich meist sehr heftig und extrem häufig. Zu der emotionalen Belastung kommen sehr oft massive körperliche Beschwerden hinzu.
- Herzklopfen
- Schweißausbrüche
- Zittern
- Beschleunigter Puls
- Atembeschwerden
- Schwindel
- Bewusstseinsstörungen, kein Selbstwertgefühl oder Selbstvertrauen
- Keine Kontrolle über die eigenen Gedanken mehr haben
Bei sehr starker Angst klagen Betroffene auch über Erbrechen, Durchfall sowie Brustschmerzen und Beklemmung.
Wie entsteht Ängstlichkeit im Gehirn?
Wenn Menschen Angst bekommen, wird im Gehirn eine Art Verbindung zwischen dem Angstauslöser und negativen Gefühlen hergestellt. Verschiedene Bereiche des Gehirns wie die Amygdala, der Frontallappen (mediale präfrontale Cortex)und der Hippocampus spielen bei Angst eine entscheidende Rolle. Die Amygdala ist dabei ein wesentlicher Faktor. Sie wertet alle empfangenen Stimuli aus und beurteilt, ob sie eine Bedrohung darstellen können oder nicht. Wertet die Amygdala die Reize als Bedrohung, veranlasst sie, dass die Kampf- oder Fluchtreaktion in Gang gesetzt wird. Sie ist also für das Überleben wichtig. Auch bei Aufkommen von Angstzustände spielt die Amygdala eine zentrale Rolle. Beim Erlernen von Ängsten sorgt sie dafür, dass ein bestimmter Stimuli,der eigentlich keine Panik hervorrufen sollte, trotzdem eine Angstreaktion auslöst.
Welche Arten von Angststörungen gibt es?
Neben Depressionen gehören Angststörungen zu den weit verbreitetsten psychischen Erkrankungen in Deutschland.
Man kann sechs Arten von Angststörungen unterscheiden:
Panikstörung, Agoraphobie
Bei einer Panikstörung hat man immer wiederkehrende plötzliche und unerwartete Panikattacken, ausgelöst durch bestimmte Situationen oder Objekte, bei denen körperliche Symptome, Katastrophengedanken und massive Angstgefühle zusammen kommen. Die Dauer einer solchen Attacke reicht von wenigen Minuten über ein paar Stunden.
Bei einer Agoraphobie haben Betroffene Angst vor bestimmten Situationen wie Menschenmengen, Bahn fahren oder Restaurantbesuche. Solche Situationen werden oftmals aus Ängstlichkeit konsequent vermieden.
Soziale Ängste (Phobie)
Menschen, die unter sozialer Angst leiden, nehmen zwischenmenschliche Situationen mit starken Angstgefühlen war, da sie eine Bedrohung des eigenen Selbstwertgefühls empfinden. Sie haben kein Selbstvertrauen und fürchten die Reaktionen anderer auf sich selbst, als peinlich, lächerlich oder merkwürdig empfunden zu werden. Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeit leben relativ isoliert, da sie ihren Umgang mit anderen Personen einschränken. Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeit haben Panik davor, ihr Wohlergehen in andere Hände zu geben. Menschen mit ängstlich-vermeidbarer Persönlichkeit halten sich selbst für sozial ungeschickt.
Zwangsstörungen, Zwänge
Menschen leiden bei dieser Form der Angst unter Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen. Unangenehme, sinnlose oder bedrohliche Zwangsgedanken drängen sich bei Betroffenen immer wieder unwillentlich auf. Bei Zwangshandlungen stehen Betroffene unter Druck, bestimmte Handlungen immer und immer wieder ausführen zu müssen wie bei einem Ritual.
Hypochondrie
Als Hypochonder werden Menschen bezeichnet, die Panik davor haben, an einer schweren, körperlichen Erkrankung zu leiden. Sie befürchten einen langen, tödlich verlaufenden Leidensweg.
Belastung, Trauma (PTBS)
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist die verzögerte psychische Reaktion auf ein extrem belastendes Ereignis, welches nicht richtig verarbeitet werden konnte. Das schlimme Ereignis wird von Betroffenen immer wieder neu in Form von Bildern, Vorstellungen oder Albträumen durchlebt.
Generalisierte Angststörung
Mensch, die unter einer generalisierten Angststörung leiden, haben fast ständig Ängste. Sie sorgen sich übermäßig über einzelne oder viele Lebensbereiche und haben vor Ereignissen Bammel, die vielleicht eintreten könnten.
Diagnose einer Angststörung
Menschen gehen unterschiedlich mit Angstgefühlen um, deshalb kann es schwierig sein, eine Angststörung richtig zu diagnostizieren. Ärzte wenden folgende Kriterien an:
- Die Angstgefühle werden übermäßig belastend
- Die Angstgefühle beeinträchtigen die körperliche Funktionsfähigkeit wie auch den Alltag
- Die Angstzustände treten immer häufiger auf und sind lang anhaltend
Es werden auch nach anderen Erkrankungen, wie Depressionen oder Schlafstörungen gesucht. Angststörungen treten sehr oft in Familien auf, weshalb Ärzte danach fragen werden und sich ein Bild der jeweiligen Lebenssituation machen werden. Es ist wichtig, den Fachleuten zu vertrauen und offen auf alle Fragen zu antworten. Außerdem können sowohl körperliche wie auch Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um nach Krankheiten zu suchen, die diese Ängste auslösen können.
Angststörung behandeln
Angststörungen können gut mit Medikamente oder Psychotherapie behandelt werden. Dabei kommt es auf die jeweilige Angststörung, der persönlichen Krankheitsgeschichte und vor allem auf die persönlichen Vorstellungen und Wünsche an.
Wer seine Angststörung nicht behandeln lässt, muss dauerhaft mit dieser Krankheit leben, da sie sich nur selten von alleine zurück bildet. So wird man allerdings nie Angstfrei leben können. Sie hat bei einem Kind größere Auswirkungen wie bei Erwachsene. Umso länger man wartet, desto schwieriger ist sie bei Erwachsene zu behandeln. Doch auch schon erfolgreich behandelte Menschen können in ihrem weiteren Leben wieder mit ihren Ängsten konfrontiert werden.
Was kann man selbst gegen Angststörung machen, um Angstfrei zu leben
Verschiedene Entspannungstechniken wie zum Beispiel Yoga, Autogenes Training, Meditation oder Atemübungen sind tolle Methoden, um gegen die Furcht oder das mögliche Auftreten einer Panikattacke anzukämpfen. Auch Sport und ein gesunder Lebensstil wirken sich positiv auf die Angstsymptomatik aus. Sport hilft, Stress abzubauen und kann zum Beispiel mit mehreren Leuten ausgeführt werden und so ein Weg aus sozialer Isolation sein. Zusätzlich verhilft er zu einem erholsamen Schlaf, der bei vielen Angstpatienten gestört ist. Gesunde Ernährung wirkt sich ebenfalls auf die psychische Stabilität positiv aus. Somit kann man Ängsten, Problemen und Konflikten stärker entgegen treten. Wer Angstfrei lebt, gewinnt mehr Lebensqualität.